Familiär fand sexualisierter und emotionaler Missbrauch bis zum 15. Lebensjahr durch meine Mutter statt. Sie ist ihrerseits durch einen gewalttätigen Vater und eine suizidale Mutter schwer traumatisiert. Institutionell wurde ich sexuell missbraucht bei einer Kinderverschickung in die Freizeiteinrichtung einer christlichen Freikirche.
Der Täter hat uns tagsüber religiös indoktriniert, und als er mich einmal allein im Raum hatte, drohte er mir mit Hölle und Verdammnis, wenn ich nicht seinen After leckte. Das ging ohne Worte und perfide effizient, also war ich ganz sicher nicht das einzige Opfer. Ich war acht, es war in den frühen 1980ern.
Vor ein paar Jahren unternahm ich mehrere Anläufe, mit der Freikirche ins Reine zu kommen. Am Schönsten wäre natürlich gewesen, dort hätte man sich um Aufarbeitung gekümmert. Aber man versuchte nur, mich zum Schweigen zu bringen. Erst per Anwalt, dann mit einem Treffen, das ins Leere lief, dann mit dem leeren Versprechen zu recherchieren. Der institutionelle Missbrauch wäre ohne den mütterlichen nicht möglich gewesen. Ich glaube, die Täter erkennen die blassen Kinder, hinter denen keine Löweneltern stehen. Erstens ist unser Wille bereits gebrochen, zweitens droht keine Gefahr der Verfolgung ihrer Taten. Als ich offen erkennbar völlig verstört von dieser Reise nach Hause kam, bedeuteten mir meine Eltern, ich solle aufhören zu nerven.
Trauma ist die Seuche unserer Zeit.
Trauma zieht sich durch meine Familiengeschichte. Traumabedingt heirateten meine Eltern die falschen Partner, schwieg mein Vater zu meinem Missbrauch, verging sich meine Mutter an mir und vernachlässigte mich emotional. Trauma ist die Seuche unserer Zeit.
Ich weiß Ort und Datum, ich habe die Buchungsbestätigung von damals, aber die Freikirche sagt mir, sie wisse jetzt nicht aus dem Kopf, wer damals noch dabei war, und außerdem sei der jetzt in Amerika, und ob ich mir sicher sei, dass der überhaupt von der Freikirche war. Auch bei verjährten Taten hätte ich gern staatliche Macht im Rücken, einen Staatsanwalt, der ermittelt, statt dass ich selbst hilflos um Akteneinsicht bitten muss.
Es wäre schön, nicht allein gegen Windmühlen kämpfen zu müssen.
