Mail an Mutti

Betreff: Ein paar Zeilen

Liebe Mutti,

in den 1970er Jahren wurde ich immer wieder sexuell, emotional und körperlich von meinem Vater missbraucht. Selbst wenn Du da warst, suchte, fand und nutzte er Gelegenheiten sich mir zu nähern und aktiv zu werden. Solche Gelegenheiten waren zum Beispiel:

Ich wurde von Vati gewaschen - dabei und danach. Wenn ich gezüchtigt wurde, kam Vati um mich zu trösten, was dann eine Ebene erreichte, die über das normale Vater-Kind-Verhältnis hinausreichte. Vati schloss sich versehentlich mit mir im Bad ein.

Es kann ja sein, dass manche Menschen mit einer Lebenslüge leben, aber ich bin es leid.

Ich fand es entsetzlich, mir diverse Bilder anschauen zu müssen. Als Kind wollte ich natürlich nicht, dass ich Vati weh tue und fand es schrecklich, dass ich ihm wehtun würde, wenn ich gewisse Dinge nicht wollte. Mein Vater liebte mich, so sagte er jedenfalls, aber er prügelte mich manchmal fast tot. Was für eine Liebe ist das? Zur Liebe gehört auch Bestätigung. Bestätigung bekam ich vom Vater nur im Bett. Ich wollte aber das mit dem Bett nicht, traute es mich jedoch nicht zu sagen. Bis ich das nicht mehr ertrug. Ich finde es heute noch ekelerregend, wenn ich daran denke, was ich sexuell mit meinem Vater anstellen musste. Wer so etwas tut ist ein Kinderschänder, und dazu gehört auch Vati.

Es gab kaum eine Woche, in dem solche Übergriffe ausblieben. Vati erwähnte oft, dass er lieber einen Mann als Sexualpartner hätte, wenn er zwischen Mann und Frau wählen könnte. Ich bekam auch immer wieder zu hören, dass fast jeder Mann in der Antike einen Spielknaben hatte und dass es völlig normal ist, was er hier tut. Aber das alles war dennoch das große Geheimnis zwischen meinem Vater und mir. Ich war Kind und bin noch heute deshalb traumatisiert. Heute lasse ich mir allerdings nicht mehr den Mund verbieten. Es kann ja sein, dass manche Menschen mit einer Lebenslüge leben, aber ich bin es leid.

Gruß Dein Sohn