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Seit ich mich erinnern kann, leide ich massiv unter den Folgen des sexuellen Missbrauchs durch einen Pastor in den 1960er-Jahren. Als kleines Mädchen im Alter von vier Jahren war ich sehr schüchtern, ängstlich, zurückgezogen und nicht so lebensfroh wie die anderen Kinder meines Alters. Wer mich betrachtete, konnte leicht erkennen, dass ich ein ungeliebtes Kind meiner Eltern war.
Ich war zwar anwesend, doch ich wurde weder beachtet noch angenommen, geschweige denn geliebt. Ich war einfach nur da. Mein Sehnen nach Liebe und Anerkennung machte sich der Onkel Pastor – wie wir Kinder ihn nannten – manipulativ zunutze. Er streichelte mir über den Kopf, schenkte mir eine Tafel Schokolade oder auch mal einen Groschen. Dies erweckte bei mir den Eindruck, dass er mich im Gegensatz zu meinen Eltern gern hatte.
In den Augen meines Vaters war der Onkel ein außergewöhnlicher Bruder, den es zu verehren galt und dem alle Wünsche zu erfüllen waren. Er hatte als Einziger in der Familie studiert und war als Geistlicher im Dienst der Kirche hoch angesehen. Kam der Onkel zu Besuch, wurde alles für ihn hergerichtet. Wir mussten ihm zu Fuß entgegengehen und zählten die wenigen Autos, bis der Onkel mit dem Auto kam und wir das letzte Stück des Weges mit ihm zum Elternhaus zurückfahren durften. Da wir kein Auto besaßen, waren dies auch eine Zuneigung und ein Erlebnis. Mir wurde es von meinen Eltern als besonderes Privileg dargestellt, dem Onkel zu begegnen und seine Zuneigung und Nähe zu erfahren. Daraus schließe ich heute, dass ich es damals als eine Ehre empfand, wenn mein Vater mir den Auftrag gab, den Onkel morgens wecken zu gehen. Außerdem war es ein Auftrag meines Vaters, welchem nicht widersprochen werden durfte. Etwa alle vier bis sechs Wochen kam der Onkel zu Besuch und übernachtete bei uns.
Ich erinnere mich genau daran, wie ich die steile Treppe hinaufkletterte und in das Gästezimmer ging. Mit einem einschmeichelnden Lächeln forderte er mich auf, ich solle mich zu ihm in sein Bett legen. In meinem kindlichen Vertrauen und meiner Unwissenheit folgte ich seiner Anweisung. In den 1960er-Jahren trugen Mädchen noch keine langen Hosen, sondern nur eine Strumpfhose und ein kleines Röckchen darüber. So war es für den Onkel ein Leichtes, mir mit seiner Hand in die Unterhose zu greifen. Er berührte meine Genitalien. Mit dem Zeigefinger drang er in meine Scheide und meinen After ein. Zusammengekauert lag ich da, doch der Missetäter kam mit seinen Fingern überall hin. Es war ein massiver Übergriff, vor dem ich mich nicht wehren konnte. Etwas Schlimmes war passiert, das ich nicht verstehen konnte und auch heute noch nicht verstehen kann. Während des Missbrauchs stöhnte und keuchte der Onkel, was mich im Glauben ließ: „Der Onkel ist krank und ich bin da, um ihm zu helfen.“ Ich erschrak sehr, als ich seinen erigierten Penis sah, so etwas hatte ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Er nahm meine Hand und ich musste mit meinen kindlichen Fingern seinen Penis anfassen.
Mir wurde es von meinen Eltern als besonderes Privileg dargestellt, dem Onkel zu begegnen.
Selbstverständlich war ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht aufgeklärt, und in unserem katholischen und konservativ geprägten Elternhaus waren Nacktheit und Sexualität ein absolutes Tabu. Da der Onkel meist zwei Nächte bei uns blieb, fand der Missbrauch häufig an beiden Morgen seiner Anwesenheit statt. Mir war Schlimmes widerfahren, doch der Vater hatte den Auftrag gegeben, den Onkel zu wecken. Niemand hat von diesem Verbrechen etwas bemerkt. Niemand fragte mich, wo ich denn gewesen sei und was ich so lange auf dem Zimmer gemacht hätte. Ich hatte niemanden, dem ich das Geschehene mitteilen konnte. Noch heute kann ich mich an meine erste Beichte im Alter von acht Jahren erinnern. Es war die Zeit, in welcher der Missbrauch immer noch stattfand. In meinem Sündenbekenntnis sagte ich: „Ich habe 16-mal ‚Unkeusches‘ getan.“ Diese Anzahl bezog sich auf die mir in Erinnerung gebliebene Anzahl der Missbräuche in meinem achten Lebensjahr, nicht auf die gesamte Anzahl seit meinem vierten Lebensjahr. Hätte mich der Priester etwas näher gefragt, was ich denn mit „Unkeusches“ meine, wäre der Missbrauch vielleicht aufgeflogen. Er tat es aber nicht.
So gingen die Jahre dahin und die Folgen des sexuellen Missbrauchs in meiner Kindheit nisteten sich fest in mir ein. Ich war und bin weiterhin eine schüchterne Frau, eher als ängstlich zu bezeichnen. Wenn nicht alles in seinen geregelten Bahnen verläuft, fühle ich mich schnell überfordert. Ich habe oft das Gefühl, für alles Elend in der Welt verantwortlich zu sein.
Die Lektüre der Personalakte meines Onkels und Missetäters hat mich innerlich sehr getroffen. Es gab mehrere junge Mädchen, welche die gleiche Schmach erlitten haben und vielleicht wie ich noch heute darunter leiden. Ich betone mit aller Inbrunst, dass der Missbrauch mein ganzes Leben zerstört hat. Viele kirchliche und staatliche Institutionen wussten von den Neigungen. Es wurde überall vertuscht: Niemand stellte sich der Wahrheit. So lobte der Bischof die Verdienste meines Onkels in höchsten Tönen. Niemand stand auf der Seite der Schwachen.
Inzwischen habe ich professionelle Hilfe angenommen, in der ich mein schweres Schicksal allmählich zu bewältigen versuche. Ich habe Gottvertrauen, dass mir dies eines Tages gelingen wird.
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