An meinem Gymnasium gab es einen Oberstufenkoordinator, der dafür bekannt war, dass er gern die körperliche Nähe zu Jungen und Mädchen suchte. Der Schulleitung war das bekannt. Meine Noten in Mathematik waren vor dem Abitur sehr schlecht, ich drohte nicht zum Abitur zugelassen zu werden. Der Lehrer hat mich daraufhin zu sich nach Hause bestellt, um in Ruhe über alles zu reden und das Problem aus der Welt zu schaffen. Bei meinem Besuch stellte er mir in Aussicht, dass er mit meinem Mathelehrer reden würde, wenn ich nett zu ihm sei, was ich erst mal nicht verstanden habe. Er hat mich dann unter dem Vorwand, mir eine Krawatte als Spende für die Versteigerung zur Abi‐Feier geben zu wollen, in sein Schlafzimmer gelockt, ich solle mir dort eine aussuchen. Im Schlafzimmer hat er sich dann plötzlich erigiert an mich gedrückt und versucht seine Hose zu öffnen. Ich bin geflohen und war sehr froh, dass ich so geistesgegenwärtig reagiert habe.

Viel schlimmer war, dass ich nie mit jemandem darüber reden konnte.

Viel schlimmer war, dass ich nie mit jemandem darüber reden konnte. Meine Eltern hätten mir nicht geglaubt. Ein Studienrat macht so was nicht. Ich hätte mich nur geschämt. Ich habe überlegt, an die Schulleitung heranzutreten. Aber die wussten ja Bescheid über sein Verhalten und haben nie etwas unternommen. Ich hätte mich also nur bloßgestellt, ohne dass es für den Lehrer Konsequenzen gehabt hätte. Mir ist zum Glück außer einem Schreck und jahrelangem Ekel nichts passiert. Trotzdem ist es bis heute unfassbar, was da geschehen ist, vor allem die Umstände drumherum und das Stillhalten der damaligen Schulleitung. Ich werde heute keine öffentliche Anklage mehr erheben. Aber es tut gut, jetzt zu wissen, dass es jemanden interessiert.