Die Geschichten auf diesem Portal enthalten Schilderungen, die verstörend wirken können. Einige Worte oder Beschreibungen können negative Erinnerungen und unangenehme Gefühle auslösen. Falls Sie das Bedürfnis haben, mit jemanden darüber zu sprechen, nutzen Sie bitte die Angebote zur Beratung & Hilfe.
Ich war elf Jahre alt. Es war Anfang der 1970er-Jahre im Frühling oder Sommer. Meine damals beste Freundin und Nachbarin bat mich, sie zu ihrem Freund und dessen Eltern zu begleiten. Sie war eineinhalb Jahre älter als ich. Gutgläubig und naiv ging ich mit.
Ich spielte noch mit Puppen und hatte von Sexualität gar keine Ahnung. Der Freund war 18 Jahre oder älter und bot an, mir die Wohnung zu zeigen. In dem Glauben, sicher zu sein, folgte ich ihm. Im Schlafzimmer wurde ich auf das Bett geschmissen, hörte irgendwelche angeblichen Komplimente und wurde vergewaltigt.
Ich war so geschockt und verwirrt, dass ich nur noch nach Hause rannte. Ich konnte nicht richtig begreifen, was da gewesen war. Ich habe gekotzt wie noch nie in meinem Leben, mich gewaschen, gewaschen, gewaschen. Ich zog mich um und rannte in den Wald, der hinter unserem Haus war.
Tagelang schwieg ich. Dann versuchte ich, mich umzubringen. Es gelang mir nicht. Ich landete im Krankenhaus, und so erfuhren es meine Eltern. Es wurde Anzeige erstattet und das Ganze kam vor Gericht. Weder bei der Polizei noch vor Gericht konnte ich, mittlerweile 12 Jahre alt, eine Aussage machen, da ich alles genau beschreiben sollte, und zwar Männern. Ich glaube, er wurde nicht verurteilt, da ich bei Gericht nicht ein Wort herausbekam. Dort saßen als Richter alte Männer über mir und sahen mich an. Es ging nicht. Nach dieser Zeit wurde nicht mehr darüber gesprochen, ich hatte keine Therapie. Nichts. Stillschweigen, Schweigen, Totschweigen.
Ich hatte Wut, Verzweiflung, Angst und vieles mehr in mir.
Ich musste vom Gymnasium, weil meine Noten rapide abfielen. Ich entwickelte mich zu einer Schlägerin, wenn mir eine männliche Person zu nahe kam. Ich begann, Unmengen Alkohol zu trinken. Ich hatte Wut, Verzweiflung, Angst und vieles mehr in mir.
Meine Eltern hatten mich schon aufgegeben. Ich habe mich ganz alleine aus meinem Sumpf geholt. Mit 16 Jahren lernte ich meinen Ex-Mann kennen. Mein Retter in der Not. Mein Beschützer. Mein Ritter auf dem weißen Pferd. Und gleichzeitig der Mann, der mich geschlagen, vergewaltigt und gewürgt hat. Ich habe PTBS mit allen physischen und psychischen Auswirkungen und bin in meiner dritten Psychotherapie. Ich beziehe EU-Rente auf Zeit und habe eine Schwerbehinderung von 50 GdB. Ein Antrag auf OEG läuft seit 29 Monaten, weil man mir nicht glaubt.
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